Weihnachtsgeschichte „Eine Kerze erlischt nie für immer“

Hallo ihr Leuchtenden,

heute bekommt ihr zum Heiligen Abend meine zweitliebste Geschichte (nach „Paul, der Schmetterling“), die ebenfalls zum Fest passt und die auf einer wahren Geschichte beruht, die mir eine Freundin erzählt hat~~~ Sie wird im zweiten Kurzgeschichtenband enthalten sein, der im Frühjahr beim MASOU-Verlag erscheinen wird …

Ich liebe sie sehr, und ihr dürft sie natürlich – wie immer – gerne weiterflatternlassen~~~

Ich wünsche euch allen ein wunderschönes, besinnliches und flügelleichtes Fest~~~

ღ ღ ღ

Eine Kerze erlischt nie für immer

Karin war meine beste Freundin, und sie liebte Kerzen über alles. Ihr Zimmer war abends immer erfüllt von warmem Licht und herrlichem Kerzenduft. Bei Karin war jeden Abend Weihnachten, innen und außen.

Auch nachdem sie erfahren hatte, dass sie die schwerste Form einer unheilbaren Hautkrankheit hatte, die ihr Leben weit vor ihrer Zeit beenden würde, verlor sie ihr fröhlich leuchtendes Gemüt nicht. Immer, wenn ich bei ihr war, brannten ihre Kerzen, und sie sagte oft zu mir, dass sie mir ein Zeichen schicken würde, wenn sie nicht mehr da sei. Ich wollte so etwas nicht hören und ließ sie nie ausreden, wenn sie wieder damit anfing.

Nach ihrem 14. Geburtstag verschlechterte sich ihr Zustand von Woche zu Woche, und ihre letzten Tage verbrachte sie in einem Hospiz, wo ihr mit Medikamenten und liebevollen Worten die Schmerzen genommen wurden.

Sie befand sich in einer Art Koma und wachte nur selten für ein paar Sekunden auf, aber ich war mir sicher, dass sie alles mitbekam, und so saß ich oft stundenlang neben ihr, hielt ihre Hand und erzählte ihr von früher.

Am Abend des 7. Juni wachte sie auf, lächelte mich an und flüsterte: „Eine Kerze erlischt nie für immer.“

In jener Nacht starb sie. Eine Schwester vom Hospiz gab mir am nächsten Tag einen Zettel, auf dem in Schönschrift mein Name stand. Unter Tränen faltete ich ihn auf und las, was Karin mir hinterlassen hatte:

„Kleines, achte in der Messe auf die Kerzen. Denk immer daran, was ich Dir gesagt hab! Ich liebe Dich!“

Als ich eine Woche später mit meinen Eltern in der Kirche saß, zündeten die Ministranten die großen Kerzen an, die neben dem Altar standen, als Karins Tauflied „Ins Wasser fällt ein Stein“ erklang.

Wir sangen:

„Wo Gottes große Liebe
in einem Menschen brennt,
da wird die Welt
vom Licht erhellt;
da bleibt nichts,
was uns trennt.“

Ich dachte erst, meine Augen würden mir einen Streich spielen, weil sie voller Tränen waren, aber ich sah ganz deutlich, dass die Kerzen vor uns nacheinander alle ausgingen, um ein paar Sekunden später wieder zu flackern. Das ging die ganze Zeit so weiter, bis das Lied zu Ende war. Alle hatten es gesehen, aber keiner außer mir konnte es sich erklären.

Ich stand nur da, schaute die nun wieder ganz ruhig brennenden Flammen an und sagte:

„Eine Kerze erlischt nie für immer.“

ღ ღ ღ

Schmetterlingsumarmung,
Bundy

candle-christmas




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