Weihnachtsgeschichte „Eine Kerze erlischt nie für immer“

Hallo ihr Leuchtenden,

heute bekommt ihr zum Heiligen Abend meine zweitliebste Geschichte (nach „Paul, der Schmetterling“), die ebenfalls zum Fest passt und die auf einer wahren Geschichte beruht, die mir eine Freundin erzählt hat~~~ Sie wird im zweiten Kurzgeschichtenband enthalten sein, der im Frühjahr beim MASOU-Verlag erscheinen wird …

Ich liebe sie sehr, und ihr dürft sie natürlich – wie immer – gerne weiterflatternlassen~~~

Ich wünsche euch allen ein wunderschönes, besinnliches und flügelleichtes Fest~~~

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Eine Kerze erlischt nie für immer

Karin war meine beste Freundin, und sie liebte Kerzen über alles. Ihr Zimmer war abends immer erfüllt von warmem Licht und herrlichem Kerzenduft. Bei Karin war jeden Abend Weihnachten, innen und außen.

Auch nachdem sie erfahren hatte, dass sie die schwerste Form einer unheilbaren Hautkrankheit hatte, die ihr Leben weit vor ihrer Zeit beenden würde, verlor sie ihr fröhlich leuchtendes Gemüt nicht. Immer, wenn ich bei ihr war, brannten ihre Kerzen, und sie sagte oft zu mir, dass sie mir ein Zeichen schicken würde, wenn sie nicht mehr da sei. Ich wollte so etwas nicht hören und ließ sie nie ausreden, wenn sie wieder damit anfing.

Nach ihrem 14. Geburtstag verschlechterte sich ihr Zustand von Woche zu Woche, und ihre letzten Tage verbrachte sie in einem Hospiz, wo ihr mit Medikamenten und liebevollen Worten die Schmerzen genommen wurden.

Sie befand sich in einer Art Koma und wachte nur selten für ein paar Sekunden auf, aber ich war mir sicher, dass sie alles mitbekam, und so saß ich oft stundenlang neben ihr, hielt ihre Hand und erzählte ihr von früher.

Am Abend des 7. Juni wachte sie auf, lächelte mich an und flüsterte: „Eine Kerze erlischt nie für immer.“

In jener Nacht starb sie. Eine Schwester vom Hospiz gab mir am nächsten Tag einen Zettel, auf dem in Schönschrift mein Name stand. Unter Tränen faltete ich ihn auf und las, was Karin mir hinterlassen hatte:

„Kleines, achte in der Messe auf die Kerzen. Denk immer daran, was ich Dir gesagt hab! Ich liebe Dich!“

Als ich eine Woche später mit meinen Eltern in der Kirche saß, zündeten die Ministranten die großen Kerzen an, die neben dem Altar standen, als Karins Tauflied „Ins Wasser fällt ein Stein“ erklang.

Wir sangen:

„Wo Gottes große Liebe
in einem Menschen brennt,
da wird die Welt
vom Licht erhellt;
da bleibt nichts,
was uns trennt.“

Ich dachte erst, meine Augen würden mir einen Streich spielen, weil sie voller Tränen waren, aber ich sah ganz deutlich, dass die Kerzen vor uns nacheinander alle ausgingen, um ein paar Sekunden später wieder zu flackern. Das ging die ganze Zeit so weiter, bis das Lied zu Ende war. Alle hatten es gesehen, aber keiner außer mir konnte es sich erklären.

Ich stand nur da, schaute die nun wieder ganz ruhig brennenden Flammen an und sagte:

„Eine Kerze erlischt nie für immer.“

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Schmetterlingsumarmung,
Bundy

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Weihnachtsgeschichte „Hope“

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Guten Abend, ihr Adventskerzen, 

hier kommt, nachdem ich endlich herausgefunden habe, wie ich mit dem Handy bloggen kann, die neue Weihnachtsgeschichte, die im Frühjahr auch im neuen Kurzgeschichten-Büchlein im MASOU-Verlag veröffentlicht werden wird. 
Sie entstand durch die Vereinigung von zwei wahren Begebenheiten zweier Freunde~~~ <3  Lasst sie zu allen Menschen weiterfliegen, denen sie helfen könnte~~~ <3 ღ ღ ღ Hope Am Heiligen Abend vor genau 15 Jahren soff sich mein Vater aus meinem Leben. Nach dem zehnten Bier schlug er meinem damals 18-jährigen Bruder mit der Faust voll ins Gesicht und brach ihm das Nasenbein, weil er es gewagt hatte zu sagen, dass er doch bitte keins mehr trinken soll.  Ich saß mit meinen 20 Jahren daneben und konnte nur noch weinen. Dann fuhr ich meinen Bruder ins Krankenhaus. Wir haben seitdem kein einziges Wort mehr mit unserem Vater geredet. Er war für uns gestorben. Und Weihnachten hatte seinen Zauber verloren.   Vor einem Jahr erfuhren wir, dass er einen Gehirntumor hatte, der nicht operiert werden konnte und der schnell wuchs.  Mein Bruder wohnte mittlerweile in Hamburg, aber er sagte sofort zu, als ich ihn fragte, ob wir gemeinsam zu ihm fahren sollen. Doch wir hatten die Rechnung ohne Vater gemacht. Mutter sagte mir mit gebrochener Stimme am Telefon, dass er keinen Besuch ins Haus lassen würde.   Ein halbes Jahr später kam meine Tochter Emma zur Welt. Ihr Vater hatte uns zwei Wochen vor der Geburt verlassen, weil ihm „die Verantwortung zu groß“ war. Irgendwie geriet ich immer an die größten Löschblätter ...  Trotz allem betete ich jeden Tag, dass sie ihren Opa wenigstens noch einmal sehen dürfte, bevor er starb. Es war mir sehr wichtig, aber ich verstand nicht, warum das so war, weil ich ihn ja eigentlich hasste und verachtete. Doch alle „Anfragen“ von meiner Seite, ob wir ihn besuchen dürften, wurden gnadenlos abgelehnt.   Im Herbst ging ich ins Tierheim und holte mir eine wunderschöne, aber sehr scheue Golden Retriever-Dame, die von ihrem Besitzer im Zwinger gehalten und geschlagen worden war. Ich nannte sie Hope, weil ihre Augen trotz ihres Schicksals ein hoffnungsvolles Leuchten hatten. Sie ließ sich nie von mir streicheln und hielt immer mindestens einen Meter Sicherheitsabstand, aber ich hatte in ihren Augen sofort gesehen, dass sie ein herzensguter Hund war, was sich dann auch bestätigte.  Emma liebte Hope, aber auch sie durfte sie nicht anfassen. Dafür lachte sie sie immer aus ihren wunderschönen Äuglein an, wenn sie in ihrer Nähe war.    Am ersten Advent machte ich mit Emma einen Besuch bei meiner Freundin Ruth. Auf der Autobahn fuhr ein Kleinbus vor mir, auf dessen Heckscheibe die Worte „Vergib ihm“ standen. Mir schossen die Tränen in die Augen und ich musste am nächsten Parkplatz anhalten. War es das? Musste ich meinem Vater erst vergeben, bevor er seine Enkelin im Arm halten würde? Nein, das konnte ich nicht.   Auf der Straße vor Ruths Wohnung hatten Kinder mit Straßenkreide wahre Kunstwerke gemalt. Vögel und Schmetterlinge flogen über den grauen Asphalt, und Autos und Motorräder fuhren über weiße Wolken.  Ich setzte gerade einen Fuß auf den Gehweg, als ich vor mir in Schönschrift ein mit lila Kreide gemaltes Wort sah: „Vergebung“.  Ich war sprachlos. Welches Kind schrieb denn bitte „Vergebung“ auf die Straße? Wieder musste ich weinen, und eine Träne fiel auf Emmas Wange, was sie mit einem lauten Kichern quittierte.    Bei Ruth trank ich vier Tassen Kaffee, um runter zu kommen, aber das machte mich natürlich nur noch hibbeliger. Mein Puls war am oberen Limit. Als auf der Rückfahrt dann noch Paul Simon’s „Can I forgive him?“ im Radio lief, war es um mich geschehen. Ich beschloss, am Heiligen Abend mit Emma zu meinen Eltern zu fahren.   Ich zitterte am ganzen Körper, als ich am 24. mit meinem Baby im Tragetuch vor der Tür meines Elternhauses stand. Vorsichtig klopfte ich an. Die Klingel war mir zu laut. Ich wollte Vater nicht wecken, falls er schlafen sollte.   Nach ein paar Sekunden ging die Tür auf und meine über alle Maßen staunende Mutter stand vor mir. Auch sie hatte ihre Enkelin noch nie gesehen. Ich war ihr vor drei Jahren das letzte Mal in der Stadt begegnet.  Sie schlug die Hände vor ihr alt aussehendes Gesicht und weinte hemmungslos. Ich umarmte sie. Nichts konnte sie beruhigen, und so standen wir minutenlang heulend in der offenen Tür, mit Emma zwischen uns, die Mutter immer wieder anschaute und vorsichtig über ihr kleines Köpfchen streichelte.   Sie führte mich ins Schlafzimmer. Dort hatte sie für meinen Vater ein Krankenbett hergerichtet, auf dem er lag und schlief. Sie berührte seine linke Wange und sagte leise: „Liebling, du hast Besuch.“ Er öffnete die Augen und statt erschrocken loszubrüllen, lächelte er uns sanft an: „Ich habe gewusst, dass ihr kommt“, flüsterte er. „Schatz, lässt du mich bitte eine Weile mit meiner Tochter und meiner Enkelin allein?“ Mutter ging hinaus und mein Vater nahm meine Hände in seine, während er mit feuchten Augen Emma anstrahlte. Mein Vater war ein anderer Mensch geworden. Nichts war mehr übrig von dem Tyrannen, der er früher gewesen war, das spürte ich sofort. Seine Augen waren sanft geworden. In dem Moment, als er meine Hände nahm, hatte ich ihm verziehen. Ich konnte ihm sofort und ohne zu überlegen alles vergeben, was er mir angetan hatte, als ich noch jung war. Er erzählte mir stundenlang von all den Dingen, die er heute anders sah als früher, als er noch „böse“ war, wie er es ausdrückte. "Das Leben ist ein Geschenk, das wir nicht mit Gier und Hass verschwenden dürfen." Diesen Satz werde ich nie vergessen. So etwas aus dem Mund meines Vaters zu hören, war für mich unfassbar.    Wir verbrachten den Heiligen Abend im Schlafzimmer, während Emma in meiner alten Wiege schlief, die meine Eltern tatsächlich behalten hatten. Es war das schönste Weihnachten, das ich je erleben durfte.   Als wir am nächsten Morgen nach Hause fuhren, rief meine Mutter an. Sie sagte eine Minute lang gar nichts, dann: „Er ist endlich eingeschlafen. Ich glaube er hat nur noch auf euch beide gewartet. Er liegt in seinem Bett und lächelt.“   Als wir daheim waren, öffnete ich schluchzend das Geschenk, das Vater am Heiligen Abend unter seinem Bett hervorgeholt hatte. Er hatte gesagt, ich solle es erst aufmachen, wenn ich daheim sei.   Es enthielt ein Sparbuch, auf das mein Vater jeden Monat 2000 € einbezahlt hatte. Auf dem Deckblatt stand in seiner schönen Handschrift: „Für meinen Engel“. Das zweite „n“ hatte er durchgestrichen. Jetzt stand da: „Für meine Engel“.   Auf eine Weihnachtskarte hatte er geschrieben:  „Frohe Weihnachten, meine wundervolle Tochter. Bitte nimm das Geld an. Es soll keine "Entschädigung" sein für meine Verfehlungen, sondern ein Dankeschön dafür, dass ich Dein Vater sein durfte, auch wenn ich es bei Gott nicht gut gemacht habe.  Ich liebe Dich und werde bald von oben auf Dich und Emma aufpassen.  Ich umarme Dich, Dein Vater“   Am Abend lag ich mit Emma im Bett. Ich hatte sie gerade gestillt und sie war zufrieden neben mir eingeschlafen. Ich fühlte mich trotz Emmas Gesellschaft total allein und dachte an all die verlorenen Jahre.  „Vater“, sagte ich ins Dämmerlicht meines Schlafzimmers, „bitte, wenn es dir gut geht und du wirklich auf uns aufpasst, dann gib mir jetzt ein Zeichen. Aber bitte eins, das ich auch erkenne.“   Als ich zu Emma rüberschaute, die langsam atmend neben mir lag, ging langsam die Tür auf. Hope streckte ihren hübschen Kopf herein und kam auf mich zu. Sie war noch kein einziges Mal im Schlafzimmer gewesen und ich fragte mich, was mit ihr los war. „Hope, was hast du denn? Ist etwas passiert?“, fragte ich besorgt.  Was sie dann tat, war das Unglaublichste, was ich je erlebt habe. Sie kroch ganz langsam ins Bett und lag nach einer Weile genau neben mir. Dann legte sie ihre Pfote vorsichtig auf mein Gesicht. Ihr Kopf war genau neben meinem, und sie schaute mir direkt in die Augen. Es war ziemlich duster, aber ich sah die Augen meines Vaters in ihren. Meine Tränen flossen ohne Unterbrechung und sickerten ins Kopfkissen.  Wir lagen mindestens eine Stunde so da, bevor sie wieder aufstand und in die Küche ging. Danach war sie zwar ein bisschen zutraulicher und weniger scheu, aber sie lässt sich bis heute noch nicht streicheln.   Ich bin mir ganz sicher, dass es mein Vater war, der ihr am Weihnachtsabend alle Scheu und Angst genommen hat, um mich trösten zu können. Seitdem glaube ich wieder an Gott, und ich weiß, dass mein Vater immer bei mir ist. Weihnachten ist für mich ein Fest der Liebe und der Vergebung geworden. Danke, Papa.  ღ ღ ღlithophanie-leuchtend

Schmetterlingsgeschichte: „Frei“

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pic by Laurence Destrade

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Zur Nacht noch eine neue Kurzgeschichte, die ich gerade geschrieben hab. Sie könnte ein Märchen sein, oder auch nicht… Die Formatierung funktioniert irgendwie nicht mehr, also seid nachsichtig, wenn die Absätze fehlen… :-/

 

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Frei
Lisa war 12, und sie hatte seit vier Jahren Leukämie. Immer wieder musste sie ins Krankenhaus und verpasste in der Schule so viel Stoff, dass sie im letzten Schuljahr sitzenblieb.
Ihre Oma Elisabeth saß wie so oft zuvor an ihrem Krankenhausbett, nachdem ihre Mutter ihr am Telefon gesagt hatte, dass sie die sechste Klasse wiederholen muss. Oma war immer da, wenn sie im Krankenhaus war, weil sie nicht arbeiten musste, und weil sie Lisa sehr lieb hatte. Das wusste sie. Ihr konnte sie alles sagen, was sie bedrückte.
„Oma“, flüsterte Lisa, „warum ist Gott so ungerecht?“
„Warum denkst du denn, dass er ungerecht ist, Kleines?“, fragte Oma.
„Ach, ich habe so oft so fürchterliche Schmerzen, und ich weiß, dass ich bald sterben muss, und jetzt lässt er mich auch noch sitzenbleiben. Ich hab doch in meinem ganzen Leben nichts Böses getan! Warum tut er mir das an? Soll das etwa gerecht sein? Gott ist ungerecht!“ Lisa weinte.
„Ich glaube nicht, dass Gott dir je etwas Schlechtes antun wollte. Oh, wie soll ich dir das nur erklären, mein Schatz?“, seufzte die Oma. „Erzähl mir doch ein bisschen von der Schule“, lenkte sie ab. „Gehst du denn immer noch gerne hin?“
„Naja, eigentlich schon“, sagte Lisa, „aber ich hab halt keine Freunde, weil ich so oft weg bin, und weil ich krank bin, und wegen Theo.“
„Wer ist denn Theo?“, fragte Oma. „Von dem hast du mir ja noch nie erzählt. Ist er dein Freund?“
„Ja, er ist mein bester Freund, aber er hat nur einen Arm. Sein rechter Arm ist nur ganz kurz, aber er hat trotzdem eine Hand und Finger. Alle nennen ihn Mongo und hänseln ihn, obwohl er sehr gut ist in der Schule, aber ich helfe ihm immer. Ich glaube deshalb mögen mich die anderen nicht.“
Der Oma standen auch die Tränen in den Augen, als sie sagte: „Lisa, ich glaube ich weiß jetzt, wie ich es dir erklären kann. Gott hat dir etwas sehr Wertvolles geschenkt: Das Mitgefühl und die Liebe. Deine Krankheit und die Schmerzen haben dein Herz geöffnet für diesen Jungen. Durch sie konntest du erst wissen, wie er sich fühlt, und durch sie bist du so mitfühlend geworden. Schau dir doch die anderen Kinder an, die ihn hänseln. Sie sind nicht so wie du, weil ihre Herzen noch verschlossen sind, während deines jetzt vorbehaltlos lieben kann.“
Die Oma sah, wie es in Lisa arbeitete. Sie schaute verwirrt und traurig, aber nach einer Weile hellte sich ihr Blick auf und sie lächelte zum ersten Mal seit Wochen wieder. „Oma“, sagte sie, „du hast recht. Ich glaube wenn ich die Leukämie nicht bekommen hätte, dann wäre ich anders. Vielleicht wäre Theo dann gar nicht mein Freund. Das wäre ja furchtbar! Vielleicht ist Gott ja doch gerechter, als ich dachte…“
Zwei Wochen später starb Lisa. Über tausend Menschen kamen zu ihrer Beerdigung. Ganz vorne am Grab standen ihre Mitschüler. Alle weinten und schauten ganz traurig, als der kleine weiße Sarg ins Grab hinuntergelassen wurde.
Etwas abseits stand ein Junge unter einer Birke. Lisas Oma schaute zu ihm hinüber und erkannte ihn an seinem rechten Arm. Theo lächelte sie an und bewegte den Kopf vorsichtig nach rechts. Die Oma konnte kaum glauben, was sie sah: Auf seiner „verkrüppelten“ Hand saß ein großer, bunter Schmetterling. Theo sagte etwas, und obwohl die Oma es nicht hörte, las sie die Worte von seinen Lippen ab: „Sie ist frei.“
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Schmetterlingsgeschichte: „Das Märchen vom Krokus“

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Heute gibt es mal ein kleines Märchen, das eigentlich gar keins ist… ♥

Das Foto stammt von der unglaublichen Jayne Gulbrand~~~ ♥

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Das Märchen vom Krokus

Es war einmal ein lieber Mann, der kam aus einem fremden Land zu uns und lebte ein schönes und gutes Leben.

Mit seiner Frau hatte er drei Töchter, die ihm – wie Schmetterlinge – jeden Tag Glück und Freude ins Herz flatterten. Er war Künstler, Musiker und Dichter, – und er verehrte die Blumen…

Eines Tages ging er zum Arzt, weil er starke Bauchschmerzen hatte. Der Arzt schickte ihn sofort ins Krankenhaus, wo sein Bauch geröntgt wurde. Er hatte Angst und wartete zitternd auf das Ergebnis. Ein junger Arzt kam zu ihm, hielt seine Hand, und sagte: „Sie müssen jetzt stark sein. Es ist ein Tumor in ihrer Blase, der schnellstmöglich operiert werden muss. Ich muss ihnen aber vorab sagen, dass die Chancen, dass ein solcher Tumor gutartig ist, nur bei 0,5 Prozent liegt.“

Er wurde still und dachte nur noch an seine Frau und seine Töchter. Seine Frau durfte nichts davon erfahren, dass es so schlimm war. Nun konnte nur noch ein Wunder helfen. Er begann zu beten…

Es vergingen nur wenige Tage bis zur Operation, und er verbrachte jede Minute mit seiner Familie. Er erzählte nur wenigen Freunden und Familienmitgliedern von der Operation, weil er den Anderen keine Angst machen wollte. Es reichte, wenn er selbst vor Angst fast starb…

Als er wieder aufwachte, saß eine alte Frau an seinem Bett und hielt seine Hand. Er dachte, er würde halluzinieren, weil die Frau seine Großmutter war, die schon vor vielen Jahren gestorben war. Er hörte noch, wie sie sagte: „Du wirst erblühen wie der Krokus im Frühjahr, mein Junge…“, dann glitt er wieder sanft hinüber in den Schlaf.

Viele Tage und Nächte verbrachte er in einem Dämmerzustand. Er kam sich vor wie in einem endlosen Traum. Manchmal war alles dunkel, und manchmal sah er sanftes Licht und Farben. Irgendwann hörte er ein leises Weinen an seinem Ohr. Er machte die Augen auf und sah seine Frau. Sie saß neben dem Bett und lächelte und weinte gleichzeitig. In ihrer Hand hatte sie ein Blatt Papier. Sie hielt es hoch und sagte nur ein Wort: „Gutartig.“

Er blickte zum Fenster und sah einen wunderschönen Krokus im Morgenlicht stehen. Seine Frau sagte schluchzend: „Der Chefarzt hat gesagt, eine alte Dame hätte ihn vor zwei Stunden da hingestellt.“

Er lächelte, als die ersten Tränen kamen.

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Schmetterlingsgeschichte 12.04.2013

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Als ich heute von der Beerdigung meines Kameraden Walter aka „Opa“ nach Hause kam, lag da ein Brief von einem befreundeten Arzt. Im Umschlag war eine Kopie aus einem Buch von Bogislav von Selchow mit dem Titel „100 Tage aus meinem Leben“.
Er schrieb, die Geschichte hätte ihn so sehr an meine erinnert, dass er sie mir schicken musste. Sie hat mich umgehauen… ♥
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Hier die „Abschrift“:
„Der Falter
… Es war ein Montag, da begruben wir einen Traum, da erfuhren wir, daß gestern, am Sonntag, dem 9. August 1896, Otto Lilienthal, der Pommer, der Bezwinger der Luft, auf den Rhinower Bergen in Stölln bei Rathenow mit seinen Drachenflügeln abgestürzt sei. Heute war er seinen Verletzungen erlegen. Den Engeln, wenn sie vom Himmel herabschweben, hatte er es nachmachen, des großen Italieners Leonardo da Vinci Werk hatte er fortsetzen und vollenden wollen. Seit er vor zwei Jahren einen 15 Meter hohen Sandberg unweit Berlin errichtet, von dem aus ihm Gleitflüge bis 350 Meter gelangen, seit er mit seinem einer Libelle ähnlichen Fluggerät immer wieder über den märkischen Sand dahingeschwebt war, richteten sich unser aller Augen auf diesen unermüdlichen Mann, der die Luft zu erobern sich vorgenommen und der daneben doch noch die Zeit fand, irgendwo im Osten für seine Berliner ein billiges Theater zu erbauen, um auch den Ärmsten die klassischen deutschen Schauspiele zugänglich zu machen.
Lilienthal, der den Vogelflug hatte nachahmen wollen, war nicht mehr. Aber sollten wir mit ihm wirklich unsere Flugsehnsucht begraben? Die Zeitungen brachten lange Berichte. Eine wußte von der Trauerfeier etwas Seltsames zu berichten. Ich faßte es in Verse. Es war meine erste Veröffentlichung. Ich erhielt zwei Goldstücke. Außer Privatstunden war es mein erstes selbstverdientes Geld. Nein, unseren Traum wollten wir uns nicht begraben lassen. Jugend begräbt keine Träume, weil Jugend weiß, daß jedes Schloß erwuchs aus dem unbeirrbaren Glauben an ein Luftschloß.
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‚Unter der warmen Augustsonne fuhr der Leichenwagen langsam dem Friedhof zu. Zahlreich war das Gefolge der Trauernden, die in verhaltenem Gespräch hinter dem Sarge schritten, unübersehbar die Menge der Kränze, die dem mitten aus der Bahn Gerissenen Freundschaft und Liebe und Verehrung bezeugen wollten. Jetzt bogen die schwarz verhängten Pferde ein in die langen Gräberreihen. Mitten durch ungezählte Kreuze suchten sie ihren Weg zu dem ausgehobenen Grabe. Keine Wolke war an dem sommerlichen Himmel. Nichts regte sich. Wie Soldaten standen die Zypressen zu beiden Seiten des Weges. Nur das Knirschen der Räder unterbrach die feierliche Stille. Da geschah es.
Ein großer blau schillernder Falter kam herab, umflog ein paarmal die auf dem Sarge geschichteten Kränze, als suche er unter den Zeichen der Trauer und des Todes nach etwas Lebendigem. Ihren lieblichsten Boten hatte die Luft entsendet. Einen Augenblick ließ er sich nieder auf ein paar weißen Lilien, umkreiste dann langsam schwebend den Sarg seines toten Luftkameraden, als wolle er den innersten Kern dieses seltsamen Mannes erspähen, den sie hier zu Grabe geleiteten. Dann hob er sich, die ganze Sehnsucht Otto Lilienthals verkörpernd, in die Höhen, aus denen er gekommen. Nicht Erde zu Erde, nein, Luft zu Luft. Der große Tote war in seinem Element.‘“
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Und hier nochmal das Gedicht, das ich kurz vor der Beerdigung im Auto geschrieben und in ein Exemplar des ersten Bandes der Schmetterlingspoesien geschrieben hatte, das ich Walters Frau geschenkt habe. Dem aufmerksamen Leser werden ein paar Wörter auffallen, die „zufälligerweise“ sowohl im Gedicht als auch am Ende des Textes von Bogislav von Selchow vorkommen…:
ღ ღ ღ
Für Opa
Wir geben dir heute das letzte Geleit,
doch dein Weg, er ist noch weit,
er führt dich weiter in dein Glück
und manchmal auch zu uns zurück,
als Gruß aus einer schönen Zeit,
als Bote lichter Ewigkeit.
ღ ღ ღ
Die Beerdigung für mich sehr bewegend, weil es auch dort viele Zeichen gab, die sicher von Opa kamen… Zu Anfang war es bewölkt und ziemlich windstill, aber als der Sarg zum Grab geschoben wurde, kam die Sonne raus, und als alle am Grab standen, kam ein richtiger Sturm auf und Äste flogen herum. In dem Moment, als der Sarg heruntergelassen wurde, erschien ein kleiner Regenbogen am Himmel und ein majestätischer Roter Milan flog ganz tief und langsam direkt über das Grab hinweg…
Fly in peace~~~~~~~~~ ♥
Schmetterlingsgruß,
Bundy
Trauermantel-pic by Laurence Destrade~~~ ♥
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PS: Diesen Text habe ich gerade noch im Netz gefunden:
„Otto Lilienthal starb am 10. August 1896. Die Welt trauerte um ihn. Am Tag des Begräbnisses ereignete sich etwas Sonderbares. Sein Sohn Fritz erzählte: „Bei seiner Beerdigung, das war eigenartig, in der Leichenhalle, wo er aufgebahrt war, da flog ein Trauermantel, gerade über den Sarg hinweg … Also ein geflügeltes Tier, ein geflügeltes Wesen für einen geflügelten Menschen, kann man sagen.“
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Schmetterlingsgeschichte aus Thailand

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pic by Rici

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Vorhin ist noch eine schöne Schmetterlingsgeschichte auf der facebook-Fanseite gelandet, die ich Euch natürlich nicht vorenthalten kann… :-)

Danke, Rici! ♥

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„Lieber Bundy,
gestern kam ich von einem dreiwöchigen Aufenthalt im Glückscamp in Thailand zurück! Sogleich erfuhr ich von meiner Mutter, dass in dieser Zeit meine geliebte Oma nach langer Krankheit eingeschlafen war. Es war für Sie eine Befreiung, davon bin ich überzeugt. Doch trotzdem war es ein Schock für mich!

Dann fiel mir ein Tag ein an dem ich in der Hängematte lag und ein sehr schöner Schmetterling eine extrem lange Zeit bei mir war und ich dachte damals an Dich und Deine Gedichte. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass an diesem Tag sich jemand von MIR verabschieden wollte, denn Thailand ist voll von wunderschönen Schmetterlingen! Manche sind so groß wie Vögel und einer ist bunter als der andere! Aber keiner war so lange bei mir!
Und als ich nun gestern nach Hause kam, wusste ich dass sich doch jemand von MIR verabschieden wollte! Meine geliebte Oma!

Nach einer Nahtoderfahrung durch einen Verkehrsunfall mit dreimonatigem Koma, war ich ebenfalls davon überzeugt, dass unsere Seele nicht stirbt… Aber es ist ein schöner Gedanke, dass die Seelen sich in Form eines so schönen Schmetterlings von uns verabschieden. Und auch wenn ich so weit weg war, meine Oma mich nicht vergessen hatte… so wie ich sie auch nicht vergessen werde…♥
Ich werde mir nun (endlich) den ersten Band von „Schmetterlingspoesie“ bestellen. Denn nun bin ich auch überzeugt… „Sie sterben nicht, sie fliegen…“
Ich danke Dir und wünsche, dass Du noch viele Menschen mit Deinen Zeilen erreichst… und natürlich eine erfolgreiche Saison!
Ricarda“

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Fly in peace~~~ ♥

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Schmetterlingsgeschichte von Erdbeer Racer

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pic by Roger Hatcliffe
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Zitat Erdbeer Racer:
„Viele kennen den rasenden Poeten mit seiner Schmetterlingspoesie. Ich habe auch so einiges daraus gelesen und mir so gedacht „schön geschrieben“ aber irgendwie irreal. Bis heute. Ich glaube eher nicht an etwas Übersinnliches und ob der Kumpel da oben Gott, Buddah, Allah oder Mannitou heisst ist mir ziemlich egal. Irgendwas wird es geben aber es wird sicher anders heissen als wir alle glauben oder denken.
Heute Vormittag war ich im Keller um noch ein paar Umzugskartons auszuräumen. Dabei kamen mir auch ein paar Fotos von unserem JackyMan in die Finger. Der ein oder andere hat sicher mitbekommen das ich Ihn kürzlich einschläfern lassen musste. Seither hat mich die Frage beschäftigt ob das wohl so richtig war ???
Ich hatte gerade ein sehr witziges Bild von Ihm und seinem Kumpel Sammy in der Hand um ging zum Fenster ,um es etwas genauer betrachten zu können hielt ich es etwas gegen das Licht und bemerkte eine Bewegung im Hintergrund.
Im ersten Moment war ich erschrocken. Ein Schmetterling, im Keller, bei minus vier Grad und Schnee Aussentemperatur, in einem Haus wo unser Jacky Man noch nie gewesen ist. Das kann eigentlich nicht sein. Ich streckte meine Hand aus und wie selbstverständlich krabbelte der kleine Kerl darauf. Ich ging mit Ihm in die Waschküche wo meine Frau gerade dabei war die Wäsche zu machen. Ich erzählte Ihr kurz was zu den Gegebenheiten. Wir hatten beide Gänsehaut und auch etwas Pipi in den Augen.   Wollte uns der kleine Racker Bescheid geben das alles okay ist, wollte er sich verabschieden oder wollte er einfach nur sagen, ich passe auf Euch auf wie er es immer getan hat ??? Ich weiss es nicht. Aber ich wünsche mir das es so war und ist.   Wir vermissen Dich Du kleiner Eierdieb. Schön das Du da warst. Jetzt glaube ich auch das es richtig war.“
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Sie sterben nicht, sie fliegen~~~ ♥
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Keep the faith,
Bundy
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Schmetterlingsgeschichte meines Sohnes Elias…

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Mein neunjähriger Sohnemann Eli hat vorhin auf seinem (ex-meinem) Laptop seine erste Kurzgeschichte geschrieben, nachdem er dieses Bild gemalt hatte, das laut seiner Aussage ein Dreizehen-Pfauenauge darstellt… :-)

Er hat den Text genauso geschrieben, nachdem ich ihm erklärt hatte, wo die „Großschreib-“ und die „Löschen“-Tasten sind – was mich ziemlich geplättet hat… Ich musste lediglich zwei Kommata einfügen… :-) *stolzichbin… 8)

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Das Dreizehen -Pfauenauge

Es war einmal ein Schmetterling, der hieß Dreizehen-Pfauenauge. Er hatte an jedem Fuß drei Zehen und sah mit den großen Augen auf den Flügeln fast wie ein Pfauenauge aus. Eines Tages flog er auf eine Blume und trank Nektar, aber plötzlich sprang ein Fuchs auf die Wiese und wollte den Schmetterling fangen. Aber der Schmetterling setzte seine Geheimmethode ein. Er machte seine Flügel auf und der Fuchs sah die großen Augen. Weil aber der Schmetterling dadurch viel größer aussah, ergriff der Fuchs schnell die Flucht. Darum wissen wir, dass auch kleine Tiere manchmal ganz schön groß sein können.
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Schmetterlingsgeschichte aus Pennsylvania

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pic by Roger Hatcliffe, www.lincsbirder.com

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Debbie, Philadelphia:

Meine Mutter starb am 3. Juli 2010. Sie litt an einer undiagnostizierten Divertikulitis, hatte eine Notoperation, die sie gut überstand, starb aber eine Woche später, wahrscheinlich an einem Blutgerinnsel in der Lunge. Sie war erst 58 und zwei Wochen zuvor erst Großmutter geworden. Unser erstes Kind wurde geboren am Vatertag, und alle waren so aufgeregt gewesen.

Am Tag der Beerdigung, nach dem Gottesdienst, gingen mein Vater, meine Frau, meine beiden Schwestern und ich zum Auto, um zum Friedhof raus zu fahren, als meine jüngste Schwester einen Schmetterling auf dem Rücken meiner Frau bemerkte, einen Roten Admiral, wie wir später herausfanden. Ich dachte mir nichts dabei, nahm ihn von ihrem Rücken und ließ ihn fliegen. Der Schmetterling flog ins Auto und landete auf dem Arm des Fahrers. Dann, als mein Vater auf dem Vordersitz Platz nahm, flog er rüber zu seinem Arm und landete darauf. Das Fenster auf der Beifahrerseite war offen, weil es heiß war, und wir fuhren die Straße runter zum Friedhof, eine etwa 5-10-minütige Fahrt, und der Schmetterling blieb die ganze Zeit auf Vaters Hand sitzen.

Wir gingen zum Friedhof, und Vater stieg aus dem Van und erwartete, dass der Schmetterling wegfliegen würde, aber er blieb wo er war, während der kompletten Zeremonie. Jeder bemerkte diesen Schmetterling auf Vaters Hand, und alle von uns glaubten, dass es Mutters Geist war.

Nach der Zeremonie gingen wir zurück zum Van, um zur Kirche zurück zu fahren, zum Essen. Der Schmetterling blieb die ganze Zeit auf Vaters Hand, als wir zur Kirche zurückfuhren. Als wir zur Kirche hoch gingen flog er dann doch von seiner Hand, landete auf meiner Tante, und verschaffte sich so eine Mitfahrgelegenheit zur Kirche. Als wir an der Vorderseite der Kirche angekommen waren, flog er von meiner Tante weg und landete auf Ziegelmauer der Kirche. Er blieb dort, bis ich ein Foto gemacht hatte. Ich sagte tschüss zu Mama, sagte ihr, dass ich jetzt zum Essen müsse, und dachte, dass sie sicher weg sein würde, bis wir fertig wären.

Als ich wieder raus kam, flatterte Mama um die Blumen und wartete, um auf Wiedersehen zu sagen. Es war unglaublich, dass dieser Schmetterling so lange bei uns geblieben war. Ich weiß, dass es Mama war, die noch ein bisschen mehr Zeit mit uns verbringen und uns damit sagen wollte, dass er ihr gut geht. Ich vermisse sie so sehr, und jedes Mal wenn ich einen Schmetterling sehe, sage ich hallo zu Mama.

 

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Schmetterlingsgeschichte aus Ohio

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pic by Laurence Destrade

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John H., Pataskala, OH:

Mein Sohn starb am 29. August 2009 im Alter von 16 Jahren nach einem dreijährigen Kampf mit dem Krebs. Als wir auf der Beerdigung waren und der Sarg gerade ins Grab hinabgelassen werden sollte, flogen ungefähr tausend weiße Schmetterlinge über dem Sarg herum, bis sie ihn hinabgelassen hatten. Ich sagte, dass das wohl Engel waren, die mein Baby auf seinem letzten Weg begleiten wollten. Nachdem er beerdigt war, war kein einziger Schmetterling mehr zu sehen.

 

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